Papageien und ihre Lautstärken- Gesang oder Lärm?
- Natalie
- 20. Nov. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Dez. 2024
Viele Tierliebhaber entscheiden sich bewusst dafür, einen Papagei als Haustier zu halten – und das aus gutem Grund! Diese faszinierenden Vögel sind nicht nur für ihre farbenprächtige Erscheinung bekannt, sondern auch für ihre bemerkenswerte Intelligenz. Mit viel Geduld und Zuwendung können Papageien sehr zahm werden und entwickeln oft eine enge Bindung zu ihren menschlichen Begleitern. Ihre lebhafte Art und ihre Fähigkeit, Laute und sogar Worte nachzuahmen, machen sie zu einem einzigartigen Begleiter im Alltag. Haustiere bereichern das Leben auf vielfältige Weise, indem sie uns nicht nur Freude und Gesellschaft schenken, sondern uns auch Mitgefühl und eine tiefere Verbindung zur Natur lehren. Doch die Entscheidung, einen Papagei zu halten, sollte gut durchdacht sein. Denn so bezaubernd diese Vögel auch sind, ihre artgerechte Haltung stellt besondere Anforderungen. Einer der häufigsten Gründe, warum Papageien wieder abgegeben werden, ist der Lärm, den sie verursachen. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes sind es oft die lauten Schreie der Papageien, über die sich Nachbarn beschweren, was schließlich dazu führt, dass die Tiere nach einiger Zeit in neue Hände gegeben werden.

Papageien können Dialekte entwickeln
Papageien sind für ihre auffällig laute Stimme bekannt, die eine entscheidende Rolle in ihrem Sozialverhalten spielt. Diese kräftigen Rufe dienen insbesondere dazu, Kontakt zu anderen Mitgliedern ihrer Gruppe aufzunehmen und aufrechtzuerhalten. Der sogenannte Kontaktruf ermöglicht es den Papageien, sich auch über größere Entfernungen hinweg zu erkennen und miteinander zu kommunizieren. In freier Wildbahn, wo Sichtkontakt oft durch dichte Vegetation oder weite Entfernungen eingeschränkt ist, sind diese Rufe essenziell, um die soziale Bindung innerhalb der Gruppe zu stärken und den Zusammenhalt zu gewährleisten. Interessanterweise variiert der Kontaktruf nicht nur von Art zu Art, sondern zeigt auch innerhalb einer Art deutliche regionale Unterschiede. Eine bemerkenswerte Studie von Wright aus dem Jahr 1996 brachte ans Licht, dass Papageien in verschiedenen geografischen Regionen spezifische "Dialekte" entwickeln. Diese regionalen Varianten in den Kontaktrufen sind vergleichbar mit den Akzenten, die wir bei menschlichen Sprachen finden. Dieser Fun Fact zeigt, wie komplex und anpassungsfähig die Kommunikation bei Papageien ist und unterstreicht die beeindruckende Intelligenz dieser faszinierenden Vögel.
Die Lautstärke, die Papageien erreichen können, wird häufig unterschätzt. Während manche Arten relativ leise sind, können andere mit ihrer Lautstärke das Trommelfell strapazieren oder durch ihre beständige Gesprächigkeit über den Tag hinweg die Nerven der Halter und ihrer Umgebung belasten. Daher ist es wichtig, sich vor der Anschaffung eines Papageis eingehend mit der Frage zu beschäftigen, welche Lautstärke noch als zumutbar gilt und welche Grenzen hierbei gesetzt sind. Die Forschung zur Lautstärke verschiedener Papageienarten weist erhebliche Lücken auf. Viele der verfügbaren Angaben basieren teilweise auf nicht-wissenschaftlichen Quellen. Die Lautstärke von Geräuschen ist ein messbarer physikalischer Wert, der in der Einheit Dezibel (dB) angegeben wird. Dezibel ist eine logarithmische Skala, was bedeutet, dass eine Erhöhung um 10 dB einer Verdopplung der wahrgenommenen Lautstärke entspricht. Geräusche, die sich im Bereich von 40 bis 65 dB bewegen, werden von den meisten Menschen als angenehm und normal empfunden, wie etwa die Lautstärke von einem ruhigen Gespräch oder leichtem Straßenverkehr. Diese Geräuschpegel sind in unserem Alltag üblich und stören uns in der Regel nicht.
Geräuschkulisse der Extreme
Eine interessante Studie von Okanoya und Dooling aus dem Jahr 1987 untersuchte die Lautstärke von Gesängen und Rufen verschiedener Vogelarten. Dabei stellte sich heraus, dass Kanarienvögel eine Lautstärke von bis zu 60 dB erreichen können. Diese Lautstärke liegt noch im tolerierbaren Bereich und wird in einer häuslichen Umgebung meist als nicht störend wahrgenommen. Anders verhält es sich jedoch bei Wellensittichen und Nymphensittichen. Diese Vögel können Lautstärken von bis zu 75 dB erzeugen, was bereits deutlich lauter und für viele Menschen wahrnehmbar ist. Solche Geräuschpegel können unter Umständen als störend empfunden werden, insbesondere wenn sie über längere Zeiträume anhalten. Wissenschaftler sprechen ab einem Geräuschpegel von 80 dB von "Lärm", da diese Lautstärke für das menschliche Gehör auf Dauer schädlich sein kann und zu Stress oder Hörschäden führen könnte. Einige Papageienarten, wie beispielsweise die beliebten Agaporniden, die auch unter dem Namen Unzertrennliche bekannt sind, können diesen Schwellenwert erreichen. Mit einer Lautstärke von bis zu 80 dB bewegen sich diese kleinen Papageien im Bereich dessen, was bereits als Lärm klassifiziert wird. Solch hohe Lautstärken sind für ein Vogelzimmer bemerkenswert und können bei empfindlichen Menschen zu einer spürbaren Belastung führen. Diese Erkenntnisse zeigen, wie wichtig es ist, bei der Haltung von Vögeln auch auf ihre Lautstärke zu achten, um eine harmonische Mensch-Tier-Beziehung zu gewährleisten. Rostkappensittiche hingegen, die für ihren fröhlichen Charakter bekannt sind, können mit bis zu 95 dB erheblich lauter werden. Auf den ersten Blick scheint der Unterschied zwischen 80 und 95 dB nicht groß zu sein, doch eine Erhöhung um 10 dB wird vom menschlichen Gehör oft als doppelt so laut wahrgenommen. Lärm in dieser Größenordnung kann nicht nur unangenehm, sondern auch schmerzhaft sein. 95 dB entsprechen etwa dem Lärmpegel einer Holzfräsmaschine.
So laut wie ein Presslufthammer
Noch lauter können Aras werden, die bis zu 105 dB erreichen. Graupapageien, die oft als ruhigere Art gelten, können bei Bedarf ebenfalls eine Lautstärke von bis zu 110 dB erzeugen, was in etwa der Geräuschkulisse eines Rockkonzerts entspricht. Sonnensittiche, die für ihre lebhaften Farben und ihr freundliches Wesen bekannt sind, können bis zu 120 dB laut werden – eine Lautstärke, die mit einer Geräuschkulisse eines Presslufthammers vergleichbar ist und bereits an der Schmerzgrenze des menschlichen Gehörs liegt. Amazonenpapageien überschreiten diese Schmerzgrenze mit etwa 125 dB sogar noch. Eine der lautesten unter den Papageienarten sind jedoch die Kakadus, die bis zu unglaublichen 135 dB erreichen können, was der Lautstärke eines Kampfjets entspricht. Eine solche Lautstärke kann bei längerem Einwirken bereits das Gehör schädigen.
Es ist daher essenziell, sich der Verantwortung bewusst zu sein, die mit der Haltung eines Papageis einhergeht. Die Entscheidung für einen solchen tierischen Begleiter sollte nicht nur aus Liebe zu den Tieren getroffen werden, sondern auch unter Berücksichtigung der eigenen Lebensumstände und der Bedürfnisse des Vogels.